Nachtlinsen - ein Erfahrungsbericht von Salome Hollinger


Kurz über mich:

Ich arbeite seit März 2013 als ausgebildete Augenoptikerin bei Bloesser Optik AG. Ich bin in der Werkstatt, in der Brillen- und Glasberatung, sowie im Bestellwesen und Fassungseinkauf tätig.

Ich selbst bin Brillenträgerin, und ich mag es, eine Brille zu tragen. Daran stört mich im Alltag nichts. Wenn ich abends oder an den Wochenenden mal ausgehe, trage ich häufig Tageslinsen oder 2-Wochenlinsen. Jedoch nicht in meiner vollen Korrektur, da es die nur als Spezialanfertigung gibt, und ich zu selten Linsen trage, als dass es sich lohnen würde, diese tatsächlich anfertigen zu lassen. Also trage ich die abgeschwächte Variante als Tageslinse. Da ich bei solchen Anlässen selten perfekt sehen muss, ist es für mich also kein Problem, wenn ich nur einen Teil des Sehvermögens zur Verfügung habe.

Meine Sehstärken sind folgende:

Rechts: Sph: Plan Cyl: -3.00dpt Achse: 176°
Links: Sph: +1.00 dpt Cyl: -4.00dpt Achse: 169°

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Mein Visus (Sehleistung) ohne Brille liegt bei 0.3/0.4 inklusive dreifachen Doppelbilder nach oben. Zum Vergleich, jemand der gut sieht hat meist einen Visus von 1.0 oder 1.25, selten sogar 1.6 oder 2.0.

Sie sehen, es sind Stärken, die im Grenzbereich des Möglichen liegen, bezüglich der Machbarkeit der Ortho-K Linsen. Genau das wollten wir ausprobieren. Ich wurde genau über alles informiert, wie, wo, was und habe mich dazu entschlossen, mich als „Versuchskaninchen“ bereit zu stellen. Da ich wusste, dass es keine Schädigung geben kann, und im schlimmsten Fall, die Sehkorrektur nicht ausreichend korrigiert werden kann. Und da ich an der Quelle sitze, konnte mir jeden Tag geholfen werden, falls dies notwendig wäre. Meine Ambition war es nicht, die Brille loszuwerden, sondern die Neugier nach einer neuen Erfahrung. Man hat mir gesagt, aufgrund des grossen Cylinder, muss ich mit mindestens vier bis fünf Wochen Anpasszeit rechnen.

Ich hatte also die Messungen der Hornhaut und der Sehstärke gemacht. Ich habe eine eher dünne Hornhaut, was in dem Fall gut für die Ortho-K Linsen ist, da die Hornhaut sich leichter verändern lässt.

Nach gut einer Woche konnte ich mit der ersten Kontrolle starten, der Sitz der Linse auf der Hornhaut sah soweit sehr gut aus und ich wurde gut instruiert. Ich denke es ist ein wesentlicher Vorteil, dass ich bereits die Handhabung mit Linsen kannte, und das Ein- und Aussetzen deshalb kein Problem war. Man muss sich schon trauen, sich ins Auge zu fassen, denn die Ortho-K Linse muss auch etwas ans Auge gedrückt werden, damit das Vakuum entstehen kann.



Die erste Nacht

Abends schaute ich, dass ich wirklich nichts mehr erledigen musste, nachdem ich die Linsen einsetzte, bevor ich zu Bett ging. Es war sehr unangenehm und ich blinzelte einige Male, wobei die Lider immer an der Kante der Linsen schürften. Ich habe mich bemüht die Augen wirklich geschlossen zu halten. Die Lider zitterten anfangs etwas, und ich musste mich wirklich konzentrieren, dass ich dieses unangenehme Gefühl aushalten konnte. Mein Körper reagierte erstmals mit einem Adrenalinstoss, das Herz pumpte ungewöhnlich schnell, ich spürte das Blut in meinem Körper zirkulieren. Etwa 20 -30 Minuten hielt das Gefühl an, und ich hatte schon Angst, nicht einschlafen zu können. Nach 30 Minuten hat sich alles beruhigt und ich konnte dann gut einschlafen.

Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht, und spürte die Linsen kaum. Es war also kein Problem aufzustehen, und alles so vorzubereiten um die Linsen rauszunehmen. Die Augen waren nicht verklebt, nur etwas schmierig, und die Linsen hatten sich ziemlich fest ans Auge gesaugt. Mit den Linsentropfen und etwas Druck übers Augenlid habe ich die Linse etwas gelockert und mit dem Stöpsel entfernt.

Der erste Seheindruck war etwas ernüchternd, es war zwar anders als sonst, aber nicht spürbar besser. Ich konnte meine Tageslinsen aufsetzen und sah ziemlich gut. So bin ich zur Arbeit gefahren. Laut den Fundusbildern, die nachher im Geschäft gemacht wurden, hat sich minimst etwas verändert. Ich hatte eine Visusverbesserung und kam nun, wenn auch sehr verschwommen, auf 0.6/0.8. Die Hornhaut weist keinerlei Verletzungen auf. Ich musste jedoch sehr bald wieder auf die Brille zurückwechseln, da die Wirkung nicht lange angehalten hat.



Die zweite Nacht,

ging wieder problemlos gut. Anfangs war es immer noch sehr unangenehm, aber nicht mehr wie in der ersten Nacht.

Am Morgen danach hat sich spürbar etwas verändert mit der Sicht. Als ich zum Test meine Brille aufsetzte, um zu schauen, ob es mit ihr immer noch scharf ist, war die Sicht etwas unscharf (was ja gut ist).  Mit den 2- Wochenlinsen war es dann nahezu perfekt.

Das neue Topographiebild zeigte eine minimale Veränderung, rechts mehr wie links, was auch meinen Eindruck bestätigte. Visus mit beiden Augen zusammen kam auf 1.0, alleine mit dem rechten Auge ging das ebenfalls, das linke Auge war etwas schwächer. Nun hatte ich nur noch ein Doppelbild. Bis zum Mittag hat die Sehleistung ganz leicht abgenommen.

Die dritte Nacht

Die ersten 5 Minuten nach dem Einsetzen sind immer noch unangenehm, dann spürte  ich die Linsen kaum mehr. Am Morgen nach dem Rausnehmen bemerkte ich eine spürbare Veränderung, mit der Brille zum Test war es nicht mehr scharf. Mit den Tageslinsen mit den Stärken Sph: Plan Cyl: -2.25 Achse: 180° war die Sicht gut.  Die Bilder zeigten eine Veränderung, rechts deutlicher als links. Die Sehleistung rechts V1.0 links V 0.6. Obwohl ich offiziell eine gute Sicht hatte, war das ganze Bild noch immer leicht unscharf und es sah aus als wäre ein Schimmer an den Rändern der Objekte.



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Ohne Brille, ohne Ortho-K


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Ohne Brille, MIT Ortho-K


Die achte Nacht

Bis anhin hat sich nicht allzu viel verändert, doch nach der achten Nacht habe ich das erste Mal direkt nach dem Rausnehmen der Linsen ein sehr angenehmes Gefühl gehabt, die Sicht war deutlich und zwischen dem rechten und dem linken Auge war es nun stimmig und gleichmässig deutlich.  Wo ich bis anhin nach ca zwei bis drei Stunden meine Tageslinsen wieder zum Einsatz brachte, konnte ich an diesem Mittwoch den ganzen Tag bei der Arbeit ohne Hilfsmittel auskommen.

Die neunte nacht

Heute ist die linke Linse wohl nicht ganz gut gesessen, die Sicht ist wieder etwas schwächer. Heute wurde die ganze Messung nochmals gemacht zur Kontrolle. Das rechte Auge hat sich enorm verbessert, die linke linse wird neu gefertigt und optimiert. Visus 1.0/0.8 aber verschwommen.

Für das linke Auge wurde eine neue Linse angefertigt, welche etwas flacher auf der Hornhaut liegt und somit die Verteilung der Zellen optimiert. Mit dieser war die Sicht bedeutend besser. Rechts und links sind jetzt ausgeglichen. Visus R+L jeweils 1.25, binokular sogar knapp 1.6.

In der Dämmerung, wenn sich meine Pupillen öffnen, sehe ich wieder verschwommen, und aufgrund der enormen Zellverschiebung nach oben/unten, entstehen dann sogar Doppelbilder. Das stört mich jedoch nicht, da ich selten nachts unterwegs bin, wo ich so gut sehen müsste wie Tagsüber.

Fazit: Genau drei Wochen nach meinem Start, nach 5 Kontrollterminen, ist die Anpassung der Ortho-K Linsen für mich abgeschlossen. Ich fühle mich sicher unterwegs und bin sehr positiv überrascht, dass es so schnell und ohne Komplikationen geklappt hat, obwohl es hiess, ich müsse mich, aufgrund meiner Korrektur, auf mindestens vier bis fünf Wochen Anpassungszeit gefasst machen. Die Sicht zeigt keinen Schimmer mehr an den Rändern der Objekte, sondern fühlt sich natürlich und deutlich an. Vielleicht ist sie nicht ganz gleich scharf wie mit der Brille zuvor, aber man gewöhnt sich an die etwas andere Sicht.

Ich fühle mich sehr frei ohne Brille, und bei schönem Wetter ist es praktischer eine Sonnenbrille zu tragen, ohne einen Wechsel von einer Brille zur anderen machen zu müssen.

Wer also nicht ganz affin ist, was die Sicht angeht, dem kann ich die Wahl zur Ortho-K Linse wärmstens empfehlen. Ich hoffe mit diesem Erfahrungsbericht, das Interesse des Einen oder Anderen geweckt haben zu können.



Nachbericht nach einem Jahr Tragezeit

Im Mai 2020 ist es bereits ein Jahr her, dass ich mit den Ortho-K Linsen gestartet habe. Ich bin nach wie vor zufrieden mit der Sicht und habe mich bestens daran gewöhnt ohne Brille durch den Alltag zu gehen. Mittlerweile habe ich auch in der Dämmerung eine gute Sicht. Für mich ergaben sich keinerlei Schwierigkeiten mit der Handhabung der Linsen, ich musste auch keinen Gebrauch der Ersatzlinsen machen. Auch habe ich keine Bindehautentzündung bekommen oder sonstige Reizungen am Auge gehabt, welche es mir nicht erlaubt hätten, die Linsen zu tragen.

Ich habe die Linsenkontrolle, welche nach jedem halben Jahr notwendig ist, durchgeführt mit folgendem Ergebnis:

Meine Hornhaut ist absolut gesund und weist keinerlei Stippen auf (dies sind oberflächliche Verletzungen der Hornhaut). Ausserdem ist meine Sehleistung nach wie vor sehr gut. Das rechte und das linke Auge haben einzeln eine Sehleistung von Visus 1.25 und zusammen sogar einen Visus von 1.6. Die Korrekturen sind gleichbleibend, einzig musste der Sitz der linken Linse etwas verändert werden. Diese sass etwas zu tief.

Fazit

Es gab noch kein Jahr, in dem sich meine Sehstärke nicht mindestens um eine Vierteldioptrie verändert hätte. Dies ist das erste Mal, dass die Korrektur nicht verändert werden musste. Ich bin also sehr Happy mit diesem Resultat.

Ich habe mich dazu entschieden, die Ortho-K Linsen weiterhin zu tragen und wechsle vorerst noch nicht auf die Brille zurück.

Liebe Grüsse Salome Hollinger

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